Kirchliches
Haarig
Das Haar will gepflegt sein. Das wussten bereits die Seemänner im 15. Jahrhundert. Während ihrer langen Seefahrten rasierten sie weder ihre Bärte, noch schnitten sie sich das Haupthaar. Wenn dann einer von ihnen drohte, über Bord zu gehen, konnten ihn die Kameraden am eigenen Schopf aus dem Wasser wieder heraufziehen. Bis heute sagt man in Spanien: Me he salvado por los pelos! (Mein Haar hat mich gerettet).
O mały włos! (um Haaresbreite) freut sich ein Pole, wenn es ihm gelingt, eine heikle Aufgabe zu meistern - es hätte ja immerhin um ein Haar schiefgehen können. Deutsche, Franzosen (A un poil près!) und Italiener (Per un pelo!) stimmen in den Reigen ein. Wenn der Franzose über jemanden sagt, dass er oder sie un poil dans la main - also ein Haar in der Hand hat - dann meint er damit einen Faulpelz.
In einigen Sprachen, wie im Polnischen beispielsweise, gibt es keine sprachliche Unterscheidung zwischen Körper- und Kopfbehaarung: Beide werden als włos (Haar) bezeichnet. Dasselbe Phänomen finden wir auch im Englischen, dort ist allumfassend von hair die Rede. In anderen Sprachen ist es ein wenig komplizierter: So unterscheidet das Deutsche zwischen Haaren (auf dem Kopf) und Behaarung (am Rest des Körpers), das Französische zwischen cheveux und poils.
Kompliziert, oder? Der Deutsche würde von einer haarigen Angelegenheit sprechen. Der Deutsche lässt sich zudem selbst durch Haare in der Mundgegend nur selten stören: Denn Haare auf den Zähnen zu haben bedeutet hier, ziemlich schlagfertig zu sein.
Dem Spanier und Italiener sträuben sich bei diesem Ausdruck allerdings die Haare, denn hier ist nur wer keine Haare auf der Zunge hat (sp. no tener pelos en la lengua, it. non avere peli sulla lingua) im übertragenen Sinne ein ehrlicher Mensch. Bei den Franzosen wiederum können Haare auf der Zunge schon mal vorkommen: Denn avoir un cheveux sur la langue heißt im Hexagon nichts anderes als lispeln. Kein Wunder, dass sich Europa bei so vielen eventuellen Missverständnissen ständig in den Haaren liegt.
Anna Lisowska
Papst- und Göttliches
Haarig
Das Haar will gepflegt sein. Das wussten bereits die Seemänner im 15. Jahrhundert. Während ihrer langen Seefahrten rasierten sie weder ihre Bärte, noch schnitten sie sich das Haupthaar. Wenn dann einer von ihnen drohte, über Bord zu gehen, konnten ihn die Kameraden am eigenen Schopf aus dem Wasser wieder heraufziehen. Bis heute sagt man in Spanien: Me he salvado por los pelos! (Mein Haar hat mich gerettet).
O mały włos! (um Haaresbreite) freut sich ein Pole, wenn es ihm gelingt, eine heikle Aufgabe zu meistern - es hätte ja immerhin um ein Haar schiefgehen können. Deutsche, Franzosen (A un poil près!) und Italiener (Per un pelo!) stimmen in den Reigen ein. Wenn der Franzose über jemanden sagt, dass er oder sie un poil dans la main - also ein Haar in der Hand hat - dann meint er damit einen Faulpelz.
In einigen Sprachen, wie im Polnischen beispielsweise, gibt es keine sprachliche Unterscheidung zwischen Körper- und Kopfbehaarung: Beide werden als włos (Haar) bezeichnet. Dasselbe Phänomen finden wir auch im Englischen, dort ist allumfassend von hair die Rede. In anderen Sprachen ist es ein wenig komplizierter: So unterscheidet das Deutsche zwischen Haaren (auf dem Kopf) und Behaarung (am Rest des Körpers), das Französische zwischen cheveux und poils.
Kompliziert, oder? Der Deutsche würde von einer haarigen Angelegenheit sprechen. Der Deutsche lässt sich zudem selbst durch Haare in der Mundgegend nur selten stören: Denn Haare auf den Zähnen zu haben bedeutet hier, ziemlich schlagfertig zu sein.
Dem Spanier und Italiener sträuben sich bei diesem Ausdruck allerdings die Haare, denn hier ist nur wer keine Haare auf der Zunge hat (sp. no tener pelos en la lengua, it. non avere peli sulla lingua) im übertragenen Sinne ein ehrlicher Mensch. Bei den Franzosen wiederum können Haare auf der Zunge schon mal vorkommen: Denn avoir un cheveux sur la langue heißt im Hexagon nichts anderes als lispeln. Kein Wunder, dass sich Europa bei so vielen eventuellen Missverständnissen ständig in den Haaren liegt.
Anna Lisowska
Die sieben Todsünden
Haarig
Das Haar will gepflegt sein. Das wussten bereits die Seemänner im 15. Jahrhundert. Während ihrer langen Seefahrten rasierten sie weder ihre Bärte, noch schnitten sie sich das Haupthaar. Wenn dann einer von ihnen drohte, über Bord zu gehen, konnten ihn die Kameraden am eigenen Schopf aus dem Wasser wieder heraufziehen. Bis heute sagt man in Spanien: Me he salvado por los pelos! (Mein Haar hat mich gerettet).
O mały włos! (um Haaresbreite) freut sich ein Pole, wenn es ihm gelingt, eine heikle Aufgabe zu meistern - es hätte ja immerhin um ein Haar schiefgehen können. Deutsche, Franzosen (A un poil près!) und Italiener (Per un pelo!) stimmen in den Reigen ein. Wenn der Franzose über jemanden sagt, dass er oder sie un poil dans la main - also ein Haar in der Hand hat - dann meint er damit einen Faulpelz.
In einigen Sprachen, wie im Polnischen beispielsweise, gibt es keine sprachliche Unterscheidung zwischen Körper- und Kopfbehaarung: Beide werden als włos (Haar) bezeichnet. Dasselbe Phänomen finden wir auch im Englischen, dort ist allumfassend von hair die Rede. In anderen Sprachen ist es ein wenig komplizierter: So unterscheidet das Deutsche zwischen Haaren (auf dem Kopf) und Behaarung (am Rest des Körpers), das Französische zwischen cheveux und poils.
Kompliziert, oder? Der Deutsche würde von einer haarigen Angelegenheit sprechen. Der Deutsche lässt sich zudem selbst durch Haare in der Mundgegend nur selten stören: Denn Haare auf den Zähnen zu haben bedeutet hier, ziemlich schlagfertig zu sein.
Dem Spanier und Italiener sträuben sich bei diesem Ausdruck allerdings die Haare, denn hier ist nur wer keine Haare auf der Zunge hat (sp. no tener pelos en la lengua, it. non avere peli sulla lingua) im übertragenen Sinne ein ehrlicher Mensch. Bei den Franzosen wiederum können Haare auf der Zunge schon mal vorkommen: Denn avoir un cheveux sur la langue heißt im Hexagon nichts anderes als lispeln. Kein Wunder, dass sich Europa bei so vielen eventuellen Missverständnissen ständig in den Haaren liegt.
Anna Lisowska
Kirchliches und Göttliches
Kirche und Religion waren einmal die bestimmenden Größen des gesellschaftlichen und privaten Lebens. Sie gaben den Menschen die Richtung und Einstellung für alle Bereiche ihres Daseins (vor).
Heute hat sich das Bild völlig gewandelt. Kritiker behaupten, Kirche und Religion und vor allem deren Wertesystem sei “verstaubt” und nicht mehr zeitgemäß. Dies habe zur Folge, dass die heutige Gesellschaft sich immer mehr individualisiere, sich andere Prioritäten und Interessen bei den einzelnen Personen entwickelten und infolgedessen immer weniger Menschen in die Kirche gingen und ihren Glauben aktiv auslebten.
Die Nichtgläubigen sind mittlerweile die größte Bevölkerungsgruppe, und die christlichen Kirchen befinden sich im Rückzug. Liegt es vielleicht daran, dass viele Kirchenobere selbst nicht mehr an das glauben, was sie ihren Mitgliedern predigen? Durch Missbrauchsskandale und mangelnde Aufklärung sowie Vertuschung tragen sie einen gehörigen Anteil dazu bei, dass Ansehen und Vertrauen zu ihnen rapide sinken und die Menschen den Kirchen den Rücken kehren und ihren Kirchenaustritt erklären. Lieber widmen sie sich ihrer „Privatreligion“ oder ihrem religionsfreien Privatleben.
Im öffentlichen Leben haben sowohl Kirchen als auch Religion – zumindest in Europa – an Bedeutung verloren. Es gibt die verfassungsrechtlich garantierte Religionsfreiheit. „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“, wusste schon Friedrich der Große.
Da mögen sich die Kirchen noch so anstrengen, ihre Gläubigen zurückzuholen, mit Mitgliederwerbung, kostenlosen Parkplätzen oder McDonald in Kirchennähe – der Trend ist wohl nicht aufzuhalten: Wenn das Personal, z.B. die Gemeindesekretärin, nicht mehr bezahlt werden kann und durch einen automatischen Anrufbeantworter ersetzt wird und wenn die häufigste Gottesdienstbesucherin die Kirchenmaus ist, dann ist der Tag nicht mehr fern, an dem der Umbau, die Umwidmung und die Nutzung durch nichtkirchliche Einrichtungen beginnt. Dann läuten die Glocken nur noch bei den weidenden Kühen …
Was bleibt? Wahrscheinlich der Papst, der als Letzter irgendwann das Licht ausmachen muss, aber vorher die Suppe auslöffelt, wenn der Vorgänger das Handtuch wirft – und es bleiben die sieben Todsünden: Eitelkeit und Hochmut, Geiz und Habgier, Wollust und Begehren, Völlerei und Maßlosigkeit, Neid, Eifersucht und Missgunst, Feigheit und Ignoranz, Zorn, Wut und Rachsucht. Sie alle sind, so scheint es, unausrottbare Begleiter der Menschheit, mit und ohne Kirche.