Kirchliches
Prekäre Kirchenmaus
Euro teuro! Generation Praktikum, überall hagelt es Kritik, wenn es um die sinkende Kaufkraft, steigende Preise und die Prekarität junger Jobnomaden in Europa geht, die an so manchen Monatsenden den Gürtel enger schnallen müssen. Arme Schlucker! Diese Woche veröffentlicht die Europäische Kommission zudem die Wirtschaftsprognosen für das kommende Semester.
Dem deutschen Jobeinsteiger, bei dem mal wieder Ebbe im Portemonnaie herrscht, sind diese Zahlen erstmal ziemlich egal: Denn das überdimensionale Minus auf seinem Konto zeigt ganz deutlich, dass er fast am Hungertuch nagt. Schon um das Jahr 1000 hing in europäischen Kirchen das velum templi, ein Hinweis darauf, dass der Christ sich während seines Leidens verhüllte. Manch schmachtender Europäer verfluchte davor die Fastenzeit.
Die Kirche muss zudem europaweit dafür herhalten, wenn es darum geht, seine Armseligkeit zum Teufel zu jagen. Da tut sich Europa gern zusammen, gehen Polen (biedny jak mysz kocielna) , Deutsche und Engländer (poor as a church mouse) Hand in Hand: Zusammen arm wie die Kirchenmäuse. Denn in Kirchen starben die Krabbeltiere, die sich in den Speisekammern bedienten, oft den Hungertod. Auch die Franzosen stimmen in den religiösen Bedürftigkeitsreigen ein. Sie sind ärmer als Hiob (pauvre comme Job) .
Ganz anders die Spanier. Sie sind steif wie salziger Thunfisch (tieso como la mojama) , wenn ihnen das Wasser bis zum Halse steht. Der englische Kollege hat für fish and chips schon längst keinen Penny mehr übrig. Ihm bleiben nicht einmal mehr Bohnen (not have a bean to rub together) für ein schmackhaftes britisches Frühstück. Auch die Italiener kommen am Monatsende auf keinen grünen Zweig, obwohl sie wörtlich im Grünen (essere al verde) - sprich pleite sind. Die Farbe der Hoffnung entpuppt sich in der Sprachtradition des Stiefels als Farbe des schmutzigen Geldes - genau genommen des Dollars.
Aber da waren ja noch die Semesterprognosen. Vielleicht geht es am Ende ja doch wieder bergauf? Neuer Monat, neues Glück. Der Dollarkurs ist jedenfalls mächtig im Keller.
Katharina Kloss
Papst- und Göttliches
Prekäre Kirchenmaus
Euro teuro! Generation Praktikum, überall hagelt es Kritik, wenn es um die sinkende Kaufkraft, steigende Preise und die Prekarität junger Jobnomaden in Europa geht, die an so manchen Monatsenden den Gürtel enger schnallen müssen. Arme Schlucker! Diese Woche veröffentlicht die Europäische Kommission zudem die Wirtschaftsprognosen für das kommende Semester.
Dem deutschen Jobeinsteiger, bei dem mal wieder Ebbe im Portemonnaie herrscht, sind diese Zahlen erstmal ziemlich egal: Denn das überdimensionale Minus auf seinem Konto zeigt ganz deutlich, dass er fast am Hungertuch nagt. Schon um das Jahr 1000 hing in europäischen Kirchen das velum templi, ein Hinweis darauf, dass der Christ sich während seines Leidens verhüllte. Manch schmachtender Europäer verfluchte davor die Fastenzeit.
Die Kirche muss zudem europaweit dafür herhalten, wenn es darum geht, seine Armseligkeit zum Teufel zu jagen. Da tut sich Europa gern zusammen, gehen Polen (biedny jak mysz kocielna) , Deutsche und Engländer (poor as a church mouse) Hand in Hand: Zusammen arm wie die Kirchenmäuse. Denn in Kirchen starben die Krabbeltiere, die sich in den Speisekammern bedienten, oft den Hungertod. Auch die Franzosen stimmen in den religiösen Bedürftigkeitsreigen ein. Sie sind ärmer als Hiob (pauvre comme Job) .
Ganz anders die Spanier. Sie sind steif wie salziger Thunfisch (tieso como la mojama) , wenn ihnen das Wasser bis zum Halse steht. Der englische Kollege hat für fish and chips schon längst keinen Penny mehr übrig. Ihm bleiben nicht einmal mehr Bohnen (not have a bean to rub together) für ein schmackhaftes britisches Frühstück. Auch die Italiener kommen am Monatsende auf keinen grünen Zweig, obwohl sie wörtlich im Grünen (essere al verde) - sprich pleite sind. Die Farbe der Hoffnung entpuppt sich in der Sprachtradition des Stiefels als Farbe des schmutzigen Geldes - genau genommen des Dollars.
Aber da waren ja noch die Semesterprognosen. Vielleicht geht es am Ende ja doch wieder bergauf? Neuer Monat, neues Glück. Der Dollarkurs ist jedenfalls mächtig im Keller.
Katharina Kloss
Die sieben Todsünden
Prekäre Kirchenmaus
Euro teuro! Generation Praktikum, überall hagelt es Kritik, wenn es um die sinkende Kaufkraft, steigende Preise und die Prekarität junger Jobnomaden in Europa geht, die an so manchen Monatsenden den Gürtel enger schnallen müssen. Arme Schlucker! Diese Woche veröffentlicht die Europäische Kommission zudem die Wirtschaftsprognosen für das kommende Semester.
Dem deutschen Jobeinsteiger, bei dem mal wieder Ebbe im Portemonnaie herrscht, sind diese Zahlen erstmal ziemlich egal: Denn das überdimensionale Minus auf seinem Konto zeigt ganz deutlich, dass er fast am Hungertuch nagt. Schon um das Jahr 1000 hing in europäischen Kirchen das velum templi, ein Hinweis darauf, dass der Christ sich während seines Leidens verhüllte. Manch schmachtender Europäer verfluchte davor die Fastenzeit.
Die Kirche muss zudem europaweit dafür herhalten, wenn es darum geht, seine Armseligkeit zum Teufel zu jagen. Da tut sich Europa gern zusammen, gehen Polen (biedny jak mysz kocielna) , Deutsche und Engländer (poor as a church mouse) Hand in Hand: Zusammen arm wie die Kirchenmäuse. Denn in Kirchen starben die Krabbeltiere, die sich in den Speisekammern bedienten, oft den Hungertod. Auch die Franzosen stimmen in den religiösen Bedürftigkeitsreigen ein. Sie sind ärmer als Hiob (pauvre comme Job) .
Ganz anders die Spanier. Sie sind steif wie salziger Thunfisch (tieso como la mojama) , wenn ihnen das Wasser bis zum Halse steht. Der englische Kollege hat für fish and chips schon längst keinen Penny mehr übrig. Ihm bleiben nicht einmal mehr Bohnen (not have a bean to rub together) für ein schmackhaftes britisches Frühstück. Auch die Italiener kommen am Monatsende auf keinen grünen Zweig, obwohl sie wörtlich im Grünen (essere al verde) - sprich pleite sind. Die Farbe der Hoffnung entpuppt sich in der Sprachtradition des Stiefels als Farbe des schmutzigen Geldes - genau genommen des Dollars.
Aber da waren ja noch die Semesterprognosen. Vielleicht geht es am Ende ja doch wieder bergauf? Neuer Monat, neues Glück. Der Dollarkurs ist jedenfalls mächtig im Keller.
Katharina Kloss
Kirchliches und Göttliches
Kirche und Religion waren einmal die bestimmenden Größen des gesellschaftlichen und privaten Lebens. Sie gaben den Menschen die Richtung und Einstellung für alle Bereiche ihres Daseins (vor).
Heute hat sich das Bild völlig gewandelt. Kritiker behaupten, Kirche und Religion und vor allem deren Wertesystem sei “verstaubt” und nicht mehr zeitgemäß. Dies habe zur Folge, dass die heutige Gesellschaft sich immer mehr individualisiere, sich andere Prioritäten und Interessen bei den einzelnen Personen entwickelten und infolgedessen immer weniger Menschen in die Kirche gingen und ihren Glauben aktiv auslebten.
Die Nichtgläubigen sind mittlerweile die größte Bevölkerungsgruppe, und die christlichen Kirchen befinden sich im Rückzug. Liegt es vielleicht daran, dass viele Kirchenobere selbst nicht mehr an das glauben, was sie ihren Mitgliedern predigen? Durch Missbrauchsskandale und mangelnde Aufklärung sowie Vertuschung tragen sie einen gehörigen Anteil dazu bei, dass Ansehen und Vertrauen zu ihnen rapide sinken und die Menschen den Kirchen den Rücken kehren und ihren Kirchenaustritt erklären. Lieber widmen sie sich ihrer „Privatreligion“ oder ihrem religionsfreien Privatleben.
Im öffentlichen Leben haben sowohl Kirchen als auch Religion – zumindest in Europa – an Bedeutung verloren. Es gibt die verfassungsrechtlich garantierte Religionsfreiheit. „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“, wusste schon Friedrich der Große.
Da mögen sich die Kirchen noch so anstrengen, ihre Gläubigen zurückzuholen, mit Mitgliederwerbung, kostenlosen Parkplätzen oder McDonald in Kirchennähe – der Trend ist wohl nicht aufzuhalten: Wenn das Personal, z.B. die Gemeindesekretärin, nicht mehr bezahlt werden kann und durch einen automatischen Anrufbeantworter ersetzt wird und wenn die häufigste Gottesdienstbesucherin die Kirchenmaus ist, dann ist der Tag nicht mehr fern, an dem der Umbau, die Umwidmung und die Nutzung durch nichtkirchliche Einrichtungen beginnt. Dann läuten die Glocken nur noch bei den weidenden Kühen …
Was bleibt? Wahrscheinlich der Papst, der als Letzter irgendwann das Licht ausmachen muss, aber vorher die Suppe auslöffelt, wenn der Vorgänger das Handtuch wirft – und es bleiben die sieben Todsünden: Eitelkeit und Hochmut, Geiz und Habgier, Wollust und Begehren, Völlerei und Maßlosigkeit, Neid, Eifersucht und Missgunst, Feigheit und Ignoranz, Zorn, Wut und Rachsucht. Sie alle sind, so scheint es, unausrottbare Begleiter der Menschheit, mit und ohne Kirche.