Kirchliches
Halsabschneider
Shylock, Shakespeares Prototyp des Wucherers, verlangt von seinem Schuldner und Erzrivalen, Antonio, ein Pfund aus seinem eigenen Fleisch. Das Herz Antonios möchte er besitzen, sollte dieser nicht in der Lage sein, das Geld rechtzeitig zurückzuzahlen. Ein halsabschneiderischer Hund, cut-throat dog, wird er im Text bereits vor Aufsetzen der ominösen Vertragsklausel genannt, denn er ist bei den Kaufleuten von Venedig für seine überhöhten Zinsen bekannt.
Deutsche und Engländer sind sich einig: Wer für ein geschätztes Gut zu hohe Preise verlangt, ist ein Halsabschneider, im Englischen demzufolge ein cut-throat. Die Franzosen vergleichen den Wucherer mit einem Haifisch, einem requin de la finance (Geldhai) , Italiener umschreiben ihn als Krawattenmacher, cravattaio.
Produkte zu überhöhten Preisen bezeichnen die Deutschen oft als sauteuer, die Österreicher als sündteuer und der französische Ausdruck prix exorbitant bedeutet wörtlich, dass die Preise jenseits des Orbit liegen. Teuer wie Cholera (to jest drogie jak cholera) , schimpft seinerseits der Pole, der sich darin einig mit dem Ungar ist: Teuer wie Gift (méregdrága) , gibt dieser zu bedenken. In England wuchert der Abriss-Verkäufer (rip off merchant) , der sich vom umgangssprachlichen to rip (etwas stehlen) ableitet.
Da wären wir wieder bei Shakespeares Shylock angelangt. Dieser hat Antonio kräftig übers Ohr gehauen, wie der Deutsche sagen würde oder ihn wahlweise in Mehl eingerollt (rouler dans la farine) , so das Fazit des Franzosen.
Annamaria Szanto
Papst- und Göttliches
Halsabschneider
Shylock, Shakespeares Prototyp des Wucherers, verlangt von seinem Schuldner und Erzrivalen, Antonio, ein Pfund aus seinem eigenen Fleisch. Das Herz Antonios möchte er besitzen, sollte dieser nicht in der Lage sein, das Geld rechtzeitig zurückzuzahlen. Ein halsabschneiderischer Hund, cut-throat dog, wird er im Text bereits vor Aufsetzen der ominösen Vertragsklausel genannt, denn er ist bei den Kaufleuten von Venedig für seine überhöhten Zinsen bekannt.
Deutsche und Engländer sind sich einig: Wer für ein geschätztes Gut zu hohe Preise verlangt, ist ein Halsabschneider, im Englischen demzufolge ein cut-throat. Die Franzosen vergleichen den Wucherer mit einem Haifisch, einem requin de la finance (Geldhai) , Italiener umschreiben ihn als Krawattenmacher, cravattaio.
Produkte zu überhöhten Preisen bezeichnen die Deutschen oft als sauteuer, die Österreicher als sündteuer und der französische Ausdruck prix exorbitant bedeutet wörtlich, dass die Preise jenseits des Orbit liegen. Teuer wie Cholera (to jest drogie jak cholera) , schimpft seinerseits der Pole, der sich darin einig mit dem Ungar ist: Teuer wie Gift (méregdrága) , gibt dieser zu bedenken. In England wuchert der Abriss-Verkäufer (rip off merchant) , der sich vom umgangssprachlichen to rip (etwas stehlen) ableitet.
Da wären wir wieder bei Shakespeares Shylock angelangt. Dieser hat Antonio kräftig übers Ohr gehauen, wie der Deutsche sagen würde oder ihn wahlweise in Mehl eingerollt (rouler dans la farine) , so das Fazit des Franzosen.
Annamaria Szanto
Die sieben Todsünden
Halsabschneider
Shylock, Shakespeares Prototyp des Wucherers, verlangt von seinem Schuldner und Erzrivalen, Antonio, ein Pfund aus seinem eigenen Fleisch. Das Herz Antonios möchte er besitzen, sollte dieser nicht in der Lage sein, das Geld rechtzeitig zurückzuzahlen. Ein halsabschneiderischer Hund, cut-throat dog, wird er im Text bereits vor Aufsetzen der ominösen Vertragsklausel genannt, denn er ist bei den Kaufleuten von Venedig für seine überhöhten Zinsen bekannt.
Deutsche und Engländer sind sich einig: Wer für ein geschätztes Gut zu hohe Preise verlangt, ist ein Halsabschneider, im Englischen demzufolge ein cut-throat. Die Franzosen vergleichen den Wucherer mit einem Haifisch, einem requin de la finance (Geldhai) , Italiener umschreiben ihn als Krawattenmacher, cravattaio.
Produkte zu überhöhten Preisen bezeichnen die Deutschen oft als sauteuer, die Österreicher als sündteuer und der französische Ausdruck prix exorbitant bedeutet wörtlich, dass die Preise jenseits des Orbit liegen. Teuer wie Cholera (to jest drogie jak cholera) , schimpft seinerseits der Pole, der sich darin einig mit dem Ungar ist: Teuer wie Gift (méregdrága) , gibt dieser zu bedenken. In England wuchert der Abriss-Verkäufer (rip off merchant) , der sich vom umgangssprachlichen to rip (etwas stehlen) ableitet.
Da wären wir wieder bei Shakespeares Shylock angelangt. Dieser hat Antonio kräftig übers Ohr gehauen, wie der Deutsche sagen würde oder ihn wahlweise in Mehl eingerollt (rouler dans la farine) , so das Fazit des Franzosen.
Annamaria Szanto
Kirchliches und Göttliches
Kirche und Religion waren einmal die bestimmenden Größen des gesellschaftlichen und privaten Lebens. Sie gaben den Menschen die Richtung und Einstellung für alle Bereiche ihres Daseins (vor).
Heute hat sich das Bild völlig gewandelt. Kritiker behaupten, Kirche und Religion und vor allem deren Wertesystem sei “verstaubt” und nicht mehr zeitgemäß. Dies habe zur Folge, dass die heutige Gesellschaft sich immer mehr individualisiere, sich andere Prioritäten und Interessen bei den einzelnen Personen entwickelten und infolgedessen immer weniger Menschen in die Kirche gingen und ihren Glauben aktiv auslebten.
Die Nichtgläubigen sind mittlerweile die größte Bevölkerungsgruppe, und die christlichen Kirchen befinden sich im Rückzug. Liegt es vielleicht daran, dass viele Kirchenobere selbst nicht mehr an das glauben, was sie ihren Mitgliedern predigen? Durch Missbrauchsskandale und mangelnde Aufklärung sowie Vertuschung tragen sie einen gehörigen Anteil dazu bei, dass Ansehen und Vertrauen zu ihnen rapide sinken und die Menschen den Kirchen den Rücken kehren und ihren Kirchenaustritt erklären. Lieber widmen sie sich ihrer „Privatreligion“ oder ihrem religionsfreien Privatleben.
Im öffentlichen Leben haben sowohl Kirchen als auch Religion – zumindest in Europa – an Bedeutung verloren. Es gibt die verfassungsrechtlich garantierte Religionsfreiheit. „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“, wusste schon Friedrich der Große.
Da mögen sich die Kirchen noch so anstrengen, ihre Gläubigen zurückzuholen, mit Mitgliederwerbung, kostenlosen Parkplätzen oder McDonald in Kirchennähe – der Trend ist wohl nicht aufzuhalten: Wenn das Personal, z.B. die Gemeindesekretärin, nicht mehr bezahlt werden kann und durch einen automatischen Anrufbeantworter ersetzt wird und wenn die häufigste Gottesdienstbesucherin die Kirchenmaus ist, dann ist der Tag nicht mehr fern, an dem der Umbau, die Umwidmung und die Nutzung durch nichtkirchliche Einrichtungen beginnt. Dann läuten die Glocken nur noch bei den weidenden Kühen …
Was bleibt? Wahrscheinlich der Papst, der als Letzter irgendwann das Licht ausmachen muss, aber vorher die Suppe auslöffelt, wenn der Vorgänger das Handtuch wirft – und es bleiben die sieben Todsünden: Eitelkeit und Hochmut, Geiz und Habgier, Wollust und Begehren, Völlerei und Maßlosigkeit, Neid, Eifersucht und Missgunst, Feigheit und Ignoranz, Zorn, Wut und Rachsucht. Sie alle sind, so scheint es, unausrottbare Begleiter der Menschheit, mit und ohne Kirche.