Bahn
Die Schnulze am Morgen
Der größte Teil der Menschheit besteht aus Morgenmuffeln. In einer solchen Welt führen fröhliche Morgenmenschen ein schweres Leben. Zu dieser bitteren Einsicht gelangte ein Zugführer der Britischen Eisenbahn noch kurz vor seiner Pensionierung. Die Bahnverwaltung erteilte ihm ein Singverbot im Dienst.
Der 63jährige Zugführer war auf Strecken in der Grafschaft Kent unangenehm aufgefallen, weil er seine Reisenden frühmorgens über die Zuglautsprecher mit Liedchen zu unterhalten pflegte. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Berufspendler alles andere als Unterhaltung wünschten.
Immer dann, wenn sein Publikum eigentlich dösen wollte, erst halbwegs von der Matratze gelöst und keineswegs aufgeschlossen für die Abwechslungen des Tages, kam über das Bordsystem der Gesang des Zugführers. Was er vortrug, wird in schnöder Kälte als »mit schmachtender Stimme vorgetragene Schnulzen, vornehmlich aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs« bezeichnet. Offenbar häuften sich die Beschwerden so sehr, dass British Rail die Notbremse ziehen musste.
Doch wenige Wochen vor seiner Pensionierung am Jahresende mochte der Sänger sich nicht mehr ändern. Er werde weiter singen, sagte er mit der Forschheit eines Fastruheständlers, der nichts mehr zu verlieren hat. Er werde die Schmacht- und Schmelzeinlagen erbarmungslos fortsetzen bis zum letzten Tag, sagte er trotzig. Erst dann solle ein englisches Gegenstück zu »Sag beim Abscheid leise Servus« seinen Abgang anzeigen.
Die Deutsche Bahn ließ forschen, ob es in ihrem Bereich schon einen ähnlichen Fall gegeben hat. Es ist keiner bekannt. Doch das beantwortet noch nicht alle Fragen. Es könnte sein, dass deutsche Zugführer im Dienst grundsätzlich niemals singen. Es könnte auch sein, dass sie darauf nur am Morgen verzichten. Aber es wäre auch denkbar, dass ihre Reisenden toleranter sind und sich einfach nicht beschweren.
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Die Schnulze am Morgen
Der größte Teil der Menschheit besteht aus Morgenmuffeln. In einer solchen Welt führen fröhliche Morgenmenschen ein schweres Leben. Zu dieser bitteren Einsicht gelangte ein Zugführer der Britischen Eisenbahn noch kurz vor seiner Pensionierung. Die Bahnverwaltung erteilte ihm ein Singverbot im Dienst.
Der 63jährige Zugführer war auf Strecken in der Grafschaft Kent unangenehm aufgefallen, weil er seine Reisenden frühmorgens über die Zuglautsprecher mit Liedchen zu unterhalten pflegte. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Berufspendler alles andere als Unterhaltung wünschten.
Immer dann, wenn sein Publikum eigentlich dösen wollte, erst halbwegs von der Matratze gelöst und keineswegs aufgeschlossen für die Abwechslungen des Tages, kam über das Bordsystem der Gesang des Zugführers. Was er vortrug, wird in schnöder Kälte als »mit schmachtender Stimme vorgetragene Schnulzen, vornehmlich aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs« bezeichnet. Offenbar häuften sich die Beschwerden so sehr, dass British Rail die Notbremse ziehen musste.
Doch wenige Wochen vor seiner Pensionierung am Jahresende mochte der Sänger sich nicht mehr ändern. Er werde weiter singen, sagte er mit der Forschheit eines Fastruheständlers, der nichts mehr zu verlieren hat. Er werde die Schmacht- und Schmelzeinlagen erbarmungslos fortsetzen bis zum letzten Tag, sagte er trotzig. Erst dann solle ein englisches Gegenstück zu »Sag beim Abscheid leise Servus« seinen Abgang anzeigen.
Die Deutsche Bahn ließ forschen, ob es in ihrem Bereich schon einen ähnlichen Fall gegeben hat. Es ist keiner bekannt. Doch das beantwortet noch nicht alle Fragen. Es könnte sein, dass deutsche Zugführer im Dienst grundsätzlich niemals singen. Es könnte auch sein, dass sie darauf nur am Morgen verzichten. Aber es wäre auch denkbar, dass ihre Reisenden toleranter sind und sich einfach nicht beschweren.
Märchenhaftes
Die Schnulze am Morgen
Der größte Teil der Menschheit besteht aus Morgenmuffeln. In einer solchen Welt führen fröhliche Morgenmenschen ein schweres Leben. Zu dieser bitteren Einsicht gelangte ein Zugführer der Britischen Eisenbahn noch kurz vor seiner Pensionierung. Die Bahnverwaltung erteilte ihm ein Singverbot im Dienst.
Der 63jährige Zugführer war auf Strecken in der Grafschaft Kent unangenehm aufgefallen, weil er seine Reisenden frühmorgens über die Zuglautsprecher mit Liedchen zu unterhalten pflegte. Zu einem Zeitpunkt, an dem die Berufspendler alles andere als Unterhaltung wünschten.
Immer dann, wenn sein Publikum eigentlich dösen wollte, erst halbwegs von der Matratze gelöst und keineswegs aufgeschlossen für die Abwechslungen des Tages, kam über das Bordsystem der Gesang des Zugführers. Was er vortrug, wird in schnöder Kälte als »mit schmachtender Stimme vorgetragene Schnulzen, vornehmlich aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs« bezeichnet. Offenbar häuften sich die Beschwerden so sehr, dass British Rail die Notbremse ziehen musste.
Doch wenige Wochen vor seiner Pensionierung am Jahresende mochte der Sänger sich nicht mehr ändern. Er werde weiter singen, sagte er mit der Forschheit eines Fastruheständlers, der nichts mehr zu verlieren hat. Er werde die Schmacht- und Schmelzeinlagen erbarmungslos fortsetzen bis zum letzten Tag, sagte er trotzig. Erst dann solle ein englisches Gegenstück zu »Sag beim Abscheid leise Servus« seinen Abgang anzeigen.
Die Deutsche Bahn ließ forschen, ob es in ihrem Bereich schon einen ähnlichen Fall gegeben hat. Es ist keiner bekannt. Doch das beantwortet noch nicht alle Fragen. Es könnte sein, dass deutsche Zugführer im Dienst grundsätzlich niemals singen. Es könnte auch sein, dass sie darauf nur am Morgen verzichten. Aber es wäre auch denkbar, dass ihre Reisenden toleranter sind und sich einfach nicht beschweren.
Ereignisreiche und märchenhafte Fahrten
Wer hat sie nicht zu erzählen? Endlose Geschichten von lustigen oder auch ärgerlichen Bahnfahrten. Manches mag man gar nicht glauben, so seltsam hört es sich an.
Wer kann schon davon erzählen, von einem singenden Schaffner unterhalten worden zu sein? Wenn ja, dann liegt das nur an einem einzigartigem „First-Class Service“, der nur ganz besonderen Fahrgästen zuteil wird, denn 1. Klasse-Passagiere genießen so einige Vorzüge.
Während es für viele schon reicht, nur mit dem Ausweis zu wedeln und auf diese Weise kostenlos fahren zu dürfen, werden sogar Vierbeiner beim Schwarzfahren erwischt.
Heutzutage sind Zugfahrten nicht mehr so elitär wie früher. Fast jeder kann sich eine Zugfahrt leisten und man ist (meistens) schnell am nächsten Ort. Selbst das Innenleben eines Zuges hat sich gewandelt. Früher gab es nur Abteile, und so konnte es passieren, dass man während der Fahrt nicht mehr als sechs Menschen begegnet ist.
Doch nicht auf die Anzahl kommt es an, sondern auf die Art der Gesellschaft. Zusammen hat man immer mehr Spaß und – naja, wer weiß – vielleicht werden es die besinnlichsten Weihnachtsfeiertage seit langem!
In der heutigen Zeit liebt man mehr das anonyme Reisen. In Großraumabteilen sitzen viele Menschen, aber alle blicken in die gleiche Richtung – wie sollen da Kontakte entstehen? Der Blickkontakt zum Nachbarn wird von den meisten vermieden. Die technischen Gerätschaften ziehen die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Wer will denn heute noch jemanden im Zug kennenlernen? Aber passieren kann es doch, dann entsteht vielleicht sogar mehr! Denn auch Göttern ist das Fliegen ab und an lästig und sie fahren gemütlich mit der Bahn. Warum auch nicht? Schließlich kann man dort Pfeile abschießen und damit Gutes tun als Gott der Liebe.
So kann es in der Aufregung auch mal passieren, dass man etwas liegen lässt. Das Fundbüro, in dem alles wohlsortiert auf den Besitzer wartet, hilft hier gern weiter. Und wenn nicht – dann können einem die armen Unglücksraben leidtun. Nicht nur, dass man es nicht zurückbekommt, sondern durch die Zeitverzögerung hat man vielleicht auch den Anschlusszug verpasst. Die Bahn ist schließlich für ihre Pünktlichkeit bekannt …
Doch nicht nur im Zug passieren außergewöhnliche Dinge. Bei Nacht und Nebel kann es geschehen, dass sich ein Schaf auf die Gleise schleicht und dem Zug die Fahrt verwehrt. Die alte gemütliche „Zuckersusi“ ist jedoch viel zu nett, um das Schaf einfach umzufahren.
Und dann gibt es da noch die eifrigen Sammler, die einfach alles sammeln, was irgendwie mit der Bahn zu tun hat, also auch Schienen, wahlweise am Stück oder geschnitten.
Eine Zugfahrt kann lang werden und viele lassen sich durch das gleichmäßige Ruckeln in den Schlaf wiegen. Dann erscheinen plötzlich während einer Tunneldurchfahrt Berggeister, bei einer Fahrt durch den Wald träumt man von einem Landschaftsmaler, der durch einen Bären unterrichtet wird, oder eine Fee tanzt auf einem seidenen Faden.
Zurück in der Realität heißt es dann wieder genau hinzuschauen – bevor man sich in der nächsten Bahnfahrt wieder ganz seinen Träumen hingeben kann.