Narren
Zurück zu den Wurzeln
Vor dem Herrn sind wir alle gleich. So schwierig es die weltlichen Gewalten haben, für die Gleichheit und Gerechtigkeit auf Erden zu sorgen, so einfach gestaltet sich das Ganze beim Ableben. Für die letzte Ruhe besinnen wir bodenständigen Europäer uns auf die Natur: zurück zu unseren Wurzeln.
Die Franzosen bevorzugen die jungfräuliche Wiese im Frühling. Wenn sie das Zeitliche segnen, knabbern sie am Löwenzahn, und zwar von der Wurzel an (manger les pissenlits par la racine) . In Deutschland orientiert man sich ebenfalls am saftigen Grün der Wiese. Der Deutsche drückt sich jedoch - untypischerweise - weniger präzise aus als sein Nachbar auf der anderen Rheinseite und beißt schlichtweg ins Gras. Wahlweise dürfen in den deutschsprachigen Ländern auch die Radieschen von unten betrachtet werden. In Spanien ist man weniger zerstörerisch. Ganz im Gegenteil: Man geht Malven züchten (ir a criar malvas), anstatt sie zu verspeisen.
Die letzte Ruhestätte in Polen ist von Passivität geprägt. Man erfreut sich ganz einfach der Natur. Der Dahingeschiedene kann nämlich wcha kwiatki od spodu, also die Blumen von unten riechen. In den slawischen Landen darf man auch etwas profaner werden. Ein paar Meter unter der Erde finden sich wenig Flora und Fauna für den Genuss post mortem, also beißt der Tote sprichwörtlich in die Erde (gry gleb) . Der Engländer tut es dem Polen gleich und gräbt seine Beißerchen in den Staub (to bite the dust) .
So findet ganz Europa im Jenseits zur Natur zurück.
Margarethe Padysz
Tod und Teufel und Gespenster
Zurück zu den Wurzeln
Vor dem Herrn sind wir alle gleich. So schwierig es die weltlichen Gewalten haben, für die Gleichheit und Gerechtigkeit auf Erden zu sorgen, so einfach gestaltet sich das Ganze beim Ableben. Für die letzte Ruhe besinnen wir bodenständigen Europäer uns auf die Natur: zurück zu unseren Wurzeln.
Die Franzosen bevorzugen die jungfräuliche Wiese im Frühling. Wenn sie das Zeitliche segnen, knabbern sie am Löwenzahn, und zwar von der Wurzel an (manger les pissenlits par la racine) . In Deutschland orientiert man sich ebenfalls am saftigen Grün der Wiese. Der Deutsche drückt sich jedoch - untypischerweise - weniger präzise aus als sein Nachbar auf der anderen Rheinseite und beißt schlichtweg ins Gras. Wahlweise dürfen in den deutschsprachigen Ländern auch die Radieschen von unten betrachtet werden. In Spanien ist man weniger zerstörerisch. Ganz im Gegenteil: Man geht Malven züchten (ir a criar malvas), anstatt sie zu verspeisen.
Die letzte Ruhestätte in Polen ist von Passivität geprägt. Man erfreut sich ganz einfach der Natur. Der Dahingeschiedene kann nämlich wcha kwiatki od spodu, also die Blumen von unten riechen. In den slawischen Landen darf man auch etwas profaner werden. Ein paar Meter unter der Erde finden sich wenig Flora und Fauna für den Genuss post mortem, also beißt der Tote sprichwörtlich in die Erde (gry gleb) . Der Engländer tut es dem Polen gleich und gräbt seine Beißerchen in den Staub (to bite the dust) .
So findet ganz Europa im Jenseits zur Natur zurück.
Margarethe Padysz
Typen
Zurück zu den Wurzeln
Vor dem Herrn sind wir alle gleich. So schwierig es die weltlichen Gewalten haben, für die Gleichheit und Gerechtigkeit auf Erden zu sorgen, so einfach gestaltet sich das Ganze beim Ableben. Für die letzte Ruhe besinnen wir bodenständigen Europäer uns auf die Natur: zurück zu unseren Wurzeln.
Die Franzosen bevorzugen die jungfräuliche Wiese im Frühling. Wenn sie das Zeitliche segnen, knabbern sie am Löwenzahn, und zwar von der Wurzel an (manger les pissenlits par la racine) . In Deutschland orientiert man sich ebenfalls am saftigen Grün der Wiese. Der Deutsche drückt sich jedoch - untypischerweise - weniger präzise aus als sein Nachbar auf der anderen Rheinseite und beißt schlichtweg ins Gras. Wahlweise dürfen in den deutschsprachigen Ländern auch die Radieschen von unten betrachtet werden. In Spanien ist man weniger zerstörerisch. Ganz im Gegenteil: Man geht Malven züchten (ir a criar malvas), anstatt sie zu verspeisen.
Die letzte Ruhestätte in Polen ist von Passivität geprägt. Man erfreut sich ganz einfach der Natur. Der Dahingeschiedene kann nämlich wcha kwiatki od spodu, also die Blumen von unten riechen. In den slawischen Landen darf man auch etwas profaner werden. Ein paar Meter unter der Erde finden sich wenig Flora und Fauna für den Genuss post mortem, also beißt der Tote sprichwörtlich in die Erde (gry gleb) . Der Engländer tut es dem Polen gleich und gräbt seine Beißerchen in den Staub (to bite the dust) .
So findet ganz Europa im Jenseits zur Natur zurück.
Margarethe Padysz
Zum Verrücktwerden!
Narren
Wenn eine Gesellschaft überwiegend aus Verrückten besteht, wird auch der Gescheite für verrückt erklärt. Narren sind Wesen, die dagegenhalten und lustige Sachen machen. Man lacht über sie, wenn sie dem Schneemann den dicken Mantel klauen oder in Tierkostümen Kunststücke vollführen.
Sie wissen immer einen Ausweg. Wenn die Stimmung bei ihnen selbst oder bei anderen auf dem Gefrierpunkt angekommen ist, haben sie die Humoridee, die alles wieder in Fluss bringt. Denn der Humor steht in enger Beziehung zur Flüssigkeit, war er doch früher die Bezeichnung für die vier elementaren Körpersäfte (h?mor?s), die entscheidend und prägend für das Temperament sind. So bricht und verflüssigt der Narr das Eis. Die Welt leuchtet wieder in hellen Farben – und alles ohne pharmazeutische Stimmungsaufheller. Deshalb stören sich miesepetrige Menschen an ihm und wollen ihm durch „Humor-Ex“ den Garaus machen oder ihn in enge Konventionen einzwängen.
Doch er ist gegen jede Art von Zwang, auch gegen den Kostümzwang in der „närrischen Zeit“, in der man zwanghaft ungezwungen sein möchte. Da nimmt er lieber Reißaus und schwebt über allen Dingen. Denn er ist Individualist, nicht der Gruppenvergnügte, und sein Bruder im Geiste ist der Clown im Zirkus, der leidet, wenn andere nicht (über ihn) lachen.
Was den Narren auszeichnet, ist Gelassenheit und Zuversicht. Auch aus einer Katastrophe kann er immer noch das Beste machen – wenn das Schiff sinkt, findet er den rettenden Anker, auf den er sich legt und nicht untergeht. Deshalb haben viele Menschen Narren gern, eben „einen Narren an ihnen gefressen“, während die Miesepeter das Fressen sehr wörtlich nehmen, um ihn loszuwerden.
Auch Tiere können lustig sein. Denn auch sie machen Spaß, bauen Türme aus Esel, Hund, Katze und Hahn oder aus Pferd, Ziege und Papagei, oder sie fliegen waghalsig und akrobatisch durch die Luft … die ganze Welt ist ein Zirkus!
Wenn allerdings Türen und Kleiderbügel ihr Unwesen treiben, ist es nicht weit zum Spuk, den kaum einer mag (es sei denn bei „Harry Potter“).
Tod und Teufel und Gespenster
Auch hier geht es weniger lustig zu. Menschen werden von Ängsten in allen möglichen Erscheinungsformen geplagt, von gruseligen (Kürbis)Fratzen, von Kakerlaken und von „Bi-Ba-Butzemännern“.
Der Tod ist allgegenwärtig, zu manchen kommt er früher, zu manchen später. Wer selbst Hand anlegen will: Selbstmordabsichten auf Bahnstrecken könnten durch unpünktliche und ausfallende Züge durchkreuzt werden!
Auch der Teufel treibt den Menschen vor sich her und hat sich zigfach in unsere Sprache eingeschlichen. Wenn er allerdings seine ganz persönliche Aufwartung macht, ist er weniger konsequent als Gevatter Tod und lässt die Menschen überleben – doch viele spüren noch nicht einmal seine Anwesenheit, auch wenn sie in „Teufels Küche“ geraten.
Typen
Jeder echte Typ ist ein Sieg des Individuellen gegen die Normopathie und gegen die Anpassungszwänge der Gesellschaft. Jeder echte Typ ist ein König und damit besser dran als Selbstzweifler, Opportunisten, Korinthenkacker, Spießer, Voyeure, Spione, Wutbürger und „Dämonstranten“.
So viele Spinner und verschrobene Gestalten – dann doch lieber hinaus in die freie Natur! Da wird der Spanner zum Ausspanner, der fernglasig in die Ferne und fotografisch in die Nähe schaut und der Spießer zum Kartoffel- und Fleisch-Aufspießer, der zum Abschluss mit seinesgleichen Salsa tanzt.
Verrückte Welt!