Narren
WC im Wasserschrank
Es gibt Bereiche, in denen die Sprachen außerordentlich erfinderisch sind: der Tod und die Sexualität gehören zweifelsohne dazu. Im Allgemeinen wird alles, was mit dem Körper zusammenhängt, eher selten geradeheraus gesagt. Wir kann man sich diskret aus dem Staub machen, um das zu tun, was niemand an unserer Stelle tun kann (faire ce que personne ne peut faire a notre place) , fragt sich der Franzose?
Überquert man den Atlantik, sollte man sich unauffällig in den Entspannungsraum (restroom) zurückziehen, ein Raum, der in Ungarn und Frankreich nach dem Motto less is more auch gern mit den zwei Buchstaben WC (water closet, wortwortlich:‘Wasserschrank) bezeichnet wird.
Die Engländer bevorzugen ihr loo, wissen aber nur noch in den seltensten Fällen, dass sie diese sprachliche Finesse den Franzosen zu verdanken haben. Französische Hausdiener im Mittelalter leerten nämlich die Betttöpfe aus dem Fenster und warnten die unwissenden Passanten mit einem regardez l’eau (Achtung Wasser!) . Bis heute hat sich gardyloo in seiner Kurzform (loo) erhalten.
Etwas königlicher geht es in Frankreich selbst zu - denn hier wird das Örtchen zum einzigen Ort, wo der König allein hingeht, obwohl bekannt ist, dass der Hof Louis‘ XIV. wirklich überall hin folgte.
Kurzum: In Frankreich muss man dort hin, wo selbst der König ohne seinen Hof hingeht (là où le roi va sans sa suite ) . Die Polen übertreiben noch ein bisschen weiter und ziehen sich dorthin zurück wo der König sich die Nase pudert (isc tam gdzie król chodzi piechota) . Obwohl es in Spanien noch einen König gibt, gibt sich die Sprache hier pragmatischer: Auf der iberischen Halbinsel besucht man Herrn Roca (visitar al señor Roca ) , größter Fabrikant spanischer Throne.
prachlich scheint es sich bei dem Gang auf die Toilette demnach immer noch um ein Tabu zu handeln, wenn selbst Esperanto den Euphemismus necesejo (nötiger Ort) für den petit coin (kleine Ecke) von Molière, das stille Örtchen von Goethe oder das privy (Private) der Schotten erfunden hat.
Amandine Agic
Tod und Teufel und Gespenster
WC im Wasserschrank
Es gibt Bereiche, in denen die Sprachen außerordentlich erfinderisch sind: der Tod und die Sexualität gehören zweifelsohne dazu. Im Allgemeinen wird alles, was mit dem Körper zusammenhängt, eher selten geradeheraus gesagt. Wir kann man sich diskret aus dem Staub machen, um das zu tun, was niemand an unserer Stelle tun kann (faire ce que personne ne peut faire a notre place) , fragt sich der Franzose?
Überquert man den Atlantik, sollte man sich unauffällig in den Entspannungsraum (restroom) zurückziehen, ein Raum, der in Ungarn und Frankreich nach dem Motto less is more auch gern mit den zwei Buchstaben WC (water closet, wortwortlich:‘Wasserschrank) bezeichnet wird.
Die Engländer bevorzugen ihr loo, wissen aber nur noch in den seltensten Fällen, dass sie diese sprachliche Finesse den Franzosen zu verdanken haben. Französische Hausdiener im Mittelalter leerten nämlich die Betttöpfe aus dem Fenster und warnten die unwissenden Passanten mit einem regardez l’eau (Achtung Wasser!) . Bis heute hat sich gardyloo in seiner Kurzform (loo) erhalten.
Etwas königlicher geht es in Frankreich selbst zu - denn hier wird das Örtchen zum einzigen Ort, wo der König allein hingeht, obwohl bekannt ist, dass der Hof Louis‘ XIV. wirklich überall hin folgte.
Kurzum: In Frankreich muss man dort hin, wo selbst der König ohne seinen Hof hingeht (là où le roi va sans sa suite ) . Die Polen übertreiben noch ein bisschen weiter und ziehen sich dorthin zurück wo der König sich die Nase pudert (isc tam gdzie król chodzi piechota) . Obwohl es in Spanien noch einen König gibt, gibt sich die Sprache hier pragmatischer: Auf der iberischen Halbinsel besucht man Herrn Roca (visitar al señor Roca ) , größter Fabrikant spanischer Throne.
prachlich scheint es sich bei dem Gang auf die Toilette demnach immer noch um ein Tabu zu handeln, wenn selbst Esperanto den Euphemismus necesejo (nötiger Ort) für den petit coin (kleine Ecke) von Molière, das stille Örtchen von Goethe oder das privy (Private) der Schotten erfunden hat.
Amandine Agic
Typen
WC im Wasserschrank
Es gibt Bereiche, in denen die Sprachen außerordentlich erfinderisch sind: der Tod und die Sexualität gehören zweifelsohne dazu. Im Allgemeinen wird alles, was mit dem Körper zusammenhängt, eher selten geradeheraus gesagt. Wir kann man sich diskret aus dem Staub machen, um das zu tun, was niemand an unserer Stelle tun kann (faire ce que personne ne peut faire a notre place) , fragt sich der Franzose?
Überquert man den Atlantik, sollte man sich unauffällig in den Entspannungsraum (restroom) zurückziehen, ein Raum, der in Ungarn und Frankreich nach dem Motto less is more auch gern mit den zwei Buchstaben WC (water closet, wortwortlich:‘Wasserschrank) bezeichnet wird.
Die Engländer bevorzugen ihr loo, wissen aber nur noch in den seltensten Fällen, dass sie diese sprachliche Finesse den Franzosen zu verdanken haben. Französische Hausdiener im Mittelalter leerten nämlich die Betttöpfe aus dem Fenster und warnten die unwissenden Passanten mit einem regardez l’eau (Achtung Wasser!) . Bis heute hat sich gardyloo in seiner Kurzform (loo) erhalten.
Etwas königlicher geht es in Frankreich selbst zu - denn hier wird das Örtchen zum einzigen Ort, wo der König allein hingeht, obwohl bekannt ist, dass der Hof Louis‘ XIV. wirklich überall hin folgte.
Kurzum: In Frankreich muss man dort hin, wo selbst der König ohne seinen Hof hingeht (là où le roi va sans sa suite ) . Die Polen übertreiben noch ein bisschen weiter und ziehen sich dorthin zurück wo der König sich die Nase pudert (isc tam gdzie król chodzi piechota) . Obwohl es in Spanien noch einen König gibt, gibt sich die Sprache hier pragmatischer: Auf der iberischen Halbinsel besucht man Herrn Roca (visitar al señor Roca ) , größter Fabrikant spanischer Throne.
prachlich scheint es sich bei dem Gang auf die Toilette demnach immer noch um ein Tabu zu handeln, wenn selbst Esperanto den Euphemismus necesejo (nötiger Ort) für den petit coin (kleine Ecke) von Molière, das stille Örtchen von Goethe oder das privy (Private) der Schotten erfunden hat.
Amandine Agic
Zum Verrücktwerden!
Narren
Wenn eine Gesellschaft überwiegend aus Verrückten besteht, wird auch der Gescheite für verrückt erklärt. Narren sind Wesen, die dagegenhalten und lustige Sachen machen. Man lacht über sie, wenn sie dem Schneemann den dicken Mantel klauen oder in Tierkostümen Kunststücke vollführen.
Sie wissen immer einen Ausweg. Wenn die Stimmung bei ihnen selbst oder bei anderen auf dem Gefrierpunkt angekommen ist, haben sie die Humoridee, die alles wieder in Fluss bringt. Denn der Humor steht in enger Beziehung zur Flüssigkeit, war er doch früher die Bezeichnung für die vier elementaren Körpersäfte (h?mor?s), die entscheidend und prägend für das Temperament sind. So bricht und verflüssigt der Narr das Eis. Die Welt leuchtet wieder in hellen Farben – und alles ohne pharmazeutische Stimmungsaufheller. Deshalb stören sich miesepetrige Menschen an ihm und wollen ihm durch „Humor-Ex“ den Garaus machen oder ihn in enge Konventionen einzwängen.
Doch er ist gegen jede Art von Zwang, auch gegen den Kostümzwang in der „närrischen Zeit“, in der man zwanghaft ungezwungen sein möchte. Da nimmt er lieber Reißaus und schwebt über allen Dingen. Denn er ist Individualist, nicht der Gruppenvergnügte, und sein Bruder im Geiste ist der Clown im Zirkus, der leidet, wenn andere nicht (über ihn) lachen.
Was den Narren auszeichnet, ist Gelassenheit und Zuversicht. Auch aus einer Katastrophe kann er immer noch das Beste machen – wenn das Schiff sinkt, findet er den rettenden Anker, auf den er sich legt und nicht untergeht. Deshalb haben viele Menschen Narren gern, eben „einen Narren an ihnen gefressen“, während die Miesepeter das Fressen sehr wörtlich nehmen, um ihn loszuwerden.
Auch Tiere können lustig sein. Denn auch sie machen Spaß, bauen Türme aus Esel, Hund, Katze und Hahn oder aus Pferd, Ziege und Papagei, oder sie fliegen waghalsig und akrobatisch durch die Luft … die ganze Welt ist ein Zirkus!
Wenn allerdings Türen und Kleiderbügel ihr Unwesen treiben, ist es nicht weit zum Spuk, den kaum einer mag (es sei denn bei „Harry Potter“).
Tod und Teufel und Gespenster
Auch hier geht es weniger lustig zu. Menschen werden von Ängsten in allen möglichen Erscheinungsformen geplagt, von gruseligen (Kürbis)Fratzen, von Kakerlaken und von „Bi-Ba-Butzemännern“.
Der Tod ist allgegenwärtig, zu manchen kommt er früher, zu manchen später. Wer selbst Hand anlegen will: Selbstmordabsichten auf Bahnstrecken könnten durch unpünktliche und ausfallende Züge durchkreuzt werden!
Auch der Teufel treibt den Menschen vor sich her und hat sich zigfach in unsere Sprache eingeschlichen. Wenn er allerdings seine ganz persönliche Aufwartung macht, ist er weniger konsequent als Gevatter Tod und lässt die Menschen überleben – doch viele spüren noch nicht einmal seine Anwesenheit, auch wenn sie in „Teufels Küche“ geraten.
Typen
Jeder echte Typ ist ein Sieg des Individuellen gegen die Normopathie und gegen die Anpassungszwänge der Gesellschaft. Jeder echte Typ ist ein König und damit besser dran als Selbstzweifler, Opportunisten, Korinthenkacker, Spießer, Voyeure, Spione, Wutbürger und „Dämonstranten“.
So viele Spinner und verschrobene Gestalten – dann doch lieber hinaus in die freie Natur! Da wird der Spanner zum Ausspanner, der fernglasig in die Ferne und fotografisch in die Nähe schaut und der Spießer zum Kartoffel- und Fleisch-Aufspießer, der zum Abschluss mit seinesgleichen Salsa tanzt.
Verrückte Welt!